Luzides Träumen

Luzides Träumen oder Klarträume ist eine uralte Disziplin die seit Jahrhunderten von verschiedenen Kulturen gepflegt wird. So z.B. bei den indigenen Völkern Amerikas, australischen Aborigines und als Traumyoga in Tibet. Bei uns in Europa kann man davon ausgehen, dass auch die Kelten luzide Träume nutzten. Leider ging das Wissen darum verloren und erst in den letzten Jahrzehnten wurde es von der westlichen Welt wieder entdeckt.

In allen Kulturen ist man beim luziden Träumen bemüht, im Traum die Tagesklarheit und Wachheit aufrecht zu erhalten und Einfluss auf das Traumgeschehen auszuüben. Die Intention unterscheidet sich aber. Das tibetanische Traumyoga z.B., wird nur als ein Mittel zum Zweck verwendet. Man nutzt das luzide Träumen um die Nacht nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und wie am Tag einen meditativen Zustand zu erreichen um die Illusion der materiellen Welt zu überwinden und die wahre Natur des Geistes (die Buddhanatur) zu erfahren.

In der westlichen Welt dagegen, steht der luzide Traum und die damit gemachte Erfahrung, häufig für sich im Mittelpunkt und dient als Spielwiese für unsere Experimentierfreude und Neugierde. Es gibt aber auch ernstere Hintergründe, wieso luzide Träume genutzt werden, u.a. um sich selbst besser zu verstehen, sich kreativ auszuleben und die im Traum gewonnenen Inspirationen in der Realität zu nutzen (z.B. in der Kunst, Musik, Literatur) oder zur Problemlösung. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist, die Kontrolle über Albträume zu erlangen und diese zu beenden oder das Traumgeschehen ins positive zu rücken.

 

Kann jeder träumen?

Einige Menschen behaupten, dass sie niemals träumen. Das stimmt so nicht, in der Forschung konnte man ermitteln das jeder Mensch träumt. Der Unterschied zwischen Träumer und Nicht-Träumer besteht nur im Erinnerungsvermögen. Selbst Menschen die das luzide Träumen beherrschen, durchleben Phasen in denen sie sich nicht an ihre Träume erinnern können. Folgende Faktoren können zur Traumlosigkeit führen:

Erschöpfung und Übermüdung Ist der Schlafende zu erschöpft, sind die Wachphasen zwischen den REM-Phasen zu kurz und Traumerinnerungen können nicht im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Außerdem fehlt dem Schlafenden durch die Erschöpfung die Kraft und dadurch bedingt auch das Interesse sich an den Traum zu erinnern. Erholung ist vordringlicher.
Desinteresse Wie in so vielen Lebensbereichen ist das Interesse und die innere Bereitschaft ausschlaggebend. Jemand der sich nicht für seine Träume interessiert, macht sich auch nicht die Mühe sich zu erinnern. So wird der Desinteressierte sich vielleicht erinnern das da etwas war, aber ihm fehlen die Erinnerungen an Traumdetails.
Ängste und Verdrängung Gesellschaftliche Tabus, Schamempfinden und/oder Ängste können Traumerinnerungen blockieren. Ähnlich wie beim Desinteresse kann der Eindruck entstehen, dass geträumt wurde, aber die Erinnerungen fehlen.
Medikamente Medikamente, wie z.B. bestimmte Psychopharmaka, können das Träumen und das Erinnerungsvermögen an die Träume unterdrücken.
Das Geschlecht In der Traumforschung kam man zu dem Ergebnis, dass sich Frauen im Schnitt häufiger an Träume erinnern als Männer.

 

Der Unterschied zwischen luziden und normalen Träume

Ein Klartraum beginnt in dem Moment, in dem man sich im Traum bewusst wird, dass man träumt. Selbst wenn die Klarheit nur einen kleinen Moment angehalten hat, war es – rein von der Definition her – ein luzider Traum.

Um die Unterscheidung ein wenig zu erleichtern, hier einige Merkmale von luziden und normalen Träumen in der Gegenüberstellung:

Luzide Träume

Normale Träume

Traumcharaktere und Traumgeschehen werden ganz oder teilweise als Traum erkannt. Über unlogische Geschehnisse wird nachgedacht und ggf. auch Einfluss ausgeübt.

Traumcharaktere und Traumgeschehen, selbst wenn sie noch so unlogisch sind, werden als normale Realität anerkannt.

Gegenstände und Traumszenerien können bewusst verändert werden.

Gegenstände und Traumszenerien verändern sich durch Erwartungen, Ängste und Gefühle ohne das man sich bewusst ist, dass man selbst für die Veränderungen zuständig ist.

Die Traumerinnerungen sind sehr klar und deutlich.

Die Traumerinnerungen sind blass und unklar. Manchmal wie in Nebel gehüllt. Möglich sind auch Bruchstückhafte Erinnerungen.

Träume können bei Bedarf jederzeit abgebrochen werden.

Träume können nicht abgebrochen werden.

Das Traumgeschehen ist kontinuierlich und zusammenhängend.

Abrupte Szenenwechsel und zusammenhanglose Trauminhalte tauchen auf.

Das Wahrnehmen von Eindrücken und die Bildabfolge ist ähnlich langsam wie in der Realität.

Die Wahrnehmung von Eindrücken und die Bildabfolge kann sehr rasant sein, weshalb auch die Erinnerungen durch die Fülle von Eindrücken erschwert werden kann.

Der Träumer ist Experimentierfreudig und sich seiner Fähigkeiten und Stärken bewusst.

Der Träumer besitzt keine Experimentierfreude und kein Bewusstsein für seine Fähigkeiten und Stärken. Eher trifft das Gegenteil zu und der Träumer fühlt sich der Situation ausgeliefert.

 

Techniken um das luzide Träumen zu erlernen

Um das luzide Träumen zu erlernen gibt es mittlerweile einige bewehrte Techniken, Tricks und Kniffe. Die verschiedenen Techniken werden oft miteinander kombiniert. Daher nur Mut zum Kombinieren und Experimentieren. Das wichtigste für einen luziden Traum ist immer ausreichend Schlaf, ein wirkliches Interesse und eine innere Bereitschaft, sowie ein gutes Erinnerungsvermögen an seine Träume um sich dann auch an seine Erfolge zu erinnern.

Sehr wichtig ist aber auch, sich keinen Druck zu machen. Bei manchen klappte es direkt nach dem sie angefangen haben, sich mit luziden Träumen zu beschäftigen und bei anderen dauerte es Monate. Seh es als ein Spiel an. Und das sind luzide Träume ja schließlich auch, eine Spielwiese in denen die Grenzen von unserem Verstand vorgegeben werden und alles erlaubt ist was gefällt.

 

Das Traumtagebuch

Eine gute Möglichkeit, sein Erinnerungsvermögen an die Träume und die innere Bereitschaft zu fördern, ist ein Traumtagebuch. Damit die Träume nicht schwinden, werden sie am Besten direkt nach dem Aufwachen notiert. Durch die regelmäßigen Eintragungen sendet man an sein Unterbewusstsein das Signal, dass man sich für die Träume interessiert und sie wichtig sind. Dies wiederum steigert recht schnell das Erinnerungsvermögen. Vielleicht gesellen sich durch diese einfache Maßnahme zu den normalen Träumen schon die ersten luziden Träume.

Ein Traumtagebuch bietet sich auch an, darüber zu reflektieren wieso man einen luziden Traum haben möchte. Was willst Du mit einem luziden Traum bezwecken? Was willst Du in Deinem ersten luziden Traum machen? Möchtest Du einmal fliegen wie ein Vogel oder den Traum doch besser für etwas wichtigeres nutzen um z.B. Ängste zu überwinden? Es gibt so viele Möglichkeiten luzide Träume zu nutzen und uns Menschen fällt es leichter nach etwas greifbareren, inhaltsvolleren zu streben, anstatt nach einer leeren Sachen wie einem luziden Traum ohne Inhalt.

 

Der Realitätscheck

Um luzide Träume auszulösen, haben sich Realitätschecks bewehrt. Dafür fragt man sich mehrmals am Tag ob man wach ist oder träumt und überprüft dabei sich selbst und seine Umgebung. Der Sinn dahinter ist, dass sich dieser Test so sehr einprägt und automatisiert, bis man selbst im Traum solch einen Test durchführt und als Traum bejaht. In dem Moment ist man sich mit großer Wahrscheinlichkeit dann seines Traumes bewusst und kann dazu übergehen seinen Traum zu gestalten.

Folgende Bezugspunkte haben sich für Realitätschecks bewehrt:

Atmung: Wenn Du Deine Nase zuhält, kannst Du dann noch atmen?
Brillenträger: Trägst Du Deine Brille? Wenn nein, kannst Du ohne sie klar sehen?
Displays, Texte lesen und Anzeigen: Wenn Du irgendwo einen Monitor siehst, ein Buch oder eine Zeitschrift: Was steht dort geschrieben? Wenn Du es noch einmal liest, steht immer noch das selbe geschrieben? Bei digitalen Uhrzeiten: Ist die Uhrzeit lesbar oder sind nur merkwürdige Symbole zu erkennen? Ist überhaupt etwas zu erkennen?
Geräte- und Lichtschalter: Beim Bedienen der Schalter: Funktioniert das Gerät oder das Licht wie gewohnt?
Hände: Sehen Deine Hände normal aus oder haben sie mehr Finger als gewöhnlich? Sind Deine Hände transparent? Kannst Du durch Gegenstände hindurch fassen?
Spiegelbild: Wenn Du Dein Spiegelbild beachtest: Ist Dein Anblick wie gewohnt oder ist das Bild verzerrt oder verschwommen? Gibt es überhaupt ein Spiegelbild?
Übermenschliche Fähigkeiten: Kannst Du durch Wände gehen oder Dinge mit Deinem Geist bewegen? Kannst Du fliegen oder enorm hoch springen? Wenn Du springst, gleitest du sanft zurück?

Am besten sucht man sich eins zwei Punkte aus der Tabelle heraus und integriert sie in den Alltag. Wichtig ist den Realitätscheck wirklich regelmäßig durchzuführen, damit man es wie selbstverständlich auch im Traum anwendet.

 

Autosuggestion

Immer, wenn es darum geht etwas zu erlernen oder zu erreichen, kann Autosuggestion eine riesen Hilfe sein. Denn mit Autosuggestion trainiert man sein Unterbewusstsein an etwas zu glauben. Die Folge ist, wenn wir an etwas glauben fällt es uns viel leichter es auch umzusetzen.

Die Anwendung der Autosuggestion ist ganz einfach. Vor dem Einschlafen stellt man sich vor wie ein schöner luzider Traum auf einem wartet. Man kann auch Affirmationen verwenden wie z.B. »Ich möchte gerne luzide Träumen und wie ein Vogel fliegen.«. Die Affirmation wiederholt man einige Male. Wichtig dabei ist positiv zu denken und positive Gefühle mit seinem Ziel zu verbinden.

Mit der gleichen Methode kann auch das Erinnerungsvermögen an Träume gestärkt werden. Bei Verwendung einer Affirmation kann diese z.B folgendermaßen formuliert werden: »Wenn ich aufwache, werde ich mich ganz klar und deutlich an meine Träume erinnern.«

Bei der Autosuggestion ist es ganz wichtig, nur positive Gedanken zu hegen und nicht mit dem Brecheisen zu versuchen den Prozess zu beschleunigen. Denn das führt nur zu unbewussten Verkrampfungen und man erzielt nachher genau das Gegenteil.

 

WBTB (Wake-Back-To-Bed, Aufwachen-Zurück-ins-Bett)

WBTB ist eine sehr zeitaufwendige Methode und ist im Arbeitsalltag kaum umsetzbar. Denn nach 4 bis 6 Stunden Schlaf steht man auf und bleibt für einige Minuten bis zu einer Stunde wach, bevor es wieder ins Bett geht.

Dafür, dass sie sehr Zeitaufwendig ist, wurden mit dieser Methode aber schon sehr gute Erfolge erzielt. Besonders wenn sie mit der MILD-Technik oder Autosuggestion kombiniert wurde.

 

MILD (Mnemonic Induction Lucid Dreams)

Diese Technik geht auf Stephen LaBerge zurück und wurde in seinem Buch Exploring the World of Lucid Dreaming beschrieben. Die MILD-Technik ähnelt der Autosuggestion, zielt aber auf das prospektive Gedächtnis ab.

Das prospektive Gedächtnis ermöglicht es uns, sich an Vorhaben in der Zukunft zu erinnern, z.B. wenn man sich im Supermarkt befindet und sich erinnert Butter zu kaufen. So wie man sich gezielt vornehmen kann Butter zu kaufen, kann man sich vornehmen beim nächsten Mal im Traum, sich bewusst zu werden, dass man träumt. Wie bei den Autosuggestionen kann man auch hier einen kleinen Spruch zur Hilfe nehmen ud ihm vor dem Einschlafen aufsagen. Ein Formulierungsbeispiel: »Das nächste Mal, wenn ich träume, werde ich mir bewusst, dass ich träume!«

Diese Technik ist besonders gut geeignet für Träumer, die immer wieder ähnliche Trauminhalte haben. Denn sie können die sich wiederholenden Bestandteile als Erinnerungsstütze nutzen. Angenommen jemand träumt immer wieder von Hunden, so kann er sich fest vornehmen luzide zu träumen, sobald Hunde in seinem Traum auftauchen.

 

Luzide Träume aufrecht erhalten

Einen luziden Traum hervorzurufen ist mit etwas Übung recht einfach. Schwieriger wird es im luziden Traum zu verbleiben und ihn zu gestalten. Denn oftmals folgt nach der Bewusstwerdung das Traumende in Form von Erwachen oder die Klarheit verblasst und es geht in einem normalen Traum weiter.

Schädlich sind auf alle Fälle überschwängliche Emotionen, z.B. wenn man seinen ersten luziden Traum hat und sich wie ein Honigkuchen freut. Die meisten hat es dann an dieser Stelle hinaus katapultiert und sind aufgewacht. Also ist es besser ganz ruhig zu bleiben und den Traum durch Konzentration auf das, was man tut, stabil zu halten.

Ideal ist es, wenn man sich schon im Vorfeld darüber klar ist, was man mit seinem luziden Traum anfangen möchte. So kann man sich direkt darauf konzentrieren und zur Tat schreiten, z.B. sich darauf konzentrieren zu fliegen wie ein Vogel. Sich vorher Pläne für einen luziden Traum zu erstellen, schützt auch davor den schier unendlichen Möglichkeiten in der Traumwelt zu verfallen und wieder in einen normalen Traum abzudriften.

Eine gute Möglichkeit einen luziden Traum zu stabilisieren ist die Konzentration auf einen Punkt oder einen Gegenstand. Sobald man merkt, dass der Traum sich stabilisiert kann man fortfahren. Das geistige Fixieren wiederholt man einfach nach Bedarf. Einen ähnlichen Effekt kann man durch Händereiben oder das Betrachten der Hände erreichen.

 

Luzide Träume gestalten

In der Traumwelt werden Erwartungen meist so gut wie sofort umgesetzt. Man erwartet das hinter der nächsten Ecke ein Monster auftaucht, schwupps ist es auch schon da. Das kann man als luzider Träumer für sich nutzen.

Eine sehr direkte, aber auch eine sehr schwierige Methode, die sehr viele Willensstärke verlangt, besteht darin auf einen Punkt zu schauen. Dabei wünscht man sich durch intensives Denken oder lautem Sagen sich einen Gegenstand oder eine andere Szenerie herbei. Vielen Klarträumern fällt es leichter, wenn sie dabei ihre Augen für einen Moment schließen.

Man kann auch versuchen sich vorzustellen, wie sich außerhalb des Sichtfeldes, z.B. hinter einem oder um einer Ecke, etwas manifestiert. Den gleichen Zweck können Türen, Spiegel oder Wände erfüllen indem man einfach durch sie hindurch geht und dabei entsprechende Vorstellungen kreiert.

 

Kann und sollte jeder luzide träumen?

Luzides Träumen ist etwas ganz natürliches und es gibt viele Menschen bei denen luzide Träume spontan auftreten. Ob man nun luzide Träume hervorrufen sollte, muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden und entscheiden.

Möglicherweise bekommt man das Tor, was man durch Übungen für das luzide Träumen öffnet, nicht mehr geschlossen und zukünftig kommt es immer wieder spontan zu solch bewussten Träumen. Aber das ist eher ein positiver Nebeneffekt. Denn wer hätte schon etwas dagegen einzuwenden, chaotische oder angsteinflößende Träume zu ordnen oder ganz einfach durch Aufwachen zu unterbinden?

Wirklich negative Effekte können beim Üben auftreten und zu unangenehmen und angsteinflößenden Traumsituationen führen. Diesen kann man durch eine positive Einstellung und Zuversicht versuchen entgegen zu wirken. Sollte es sich dabei um wiederkehrende albtraumartige Szenen handelt, ist es angebracht nach den Ursachen zu forschen und zu schauen ob es sich dabei um etwas Verdrängtem oder unbewussten Ängsten handelt.

Eine weitere negative Erscheinung können Schlaflähmungen, auch als Schlafparalyse bezeichnet, sein. Schlaflähmungen sind nicht schlimmes. Das ist ein ganz normaler Zustand in dem wir uns jede Nacht befinden und verhindern soll das wir aus dem Bett fallen. Um die Lähmung zu überwinden und wieder ein normales Körpergefühl herbei zu führen, bewegt man ganz vorsichtig die Finger und Zehen. Langsam sollten dann die Glieder erwachen und ein normales Körpergefühl aufkommen.

Eine wirkliche Gefahr kann darin bestehen, dass man Traum und Realität nicht mehr unterscheiden kann. Normalerweise kommen diese Irrtümer eher in Träumen vor und führen zu einem falschen Erwachen. Bei psychischen Erkrankungen kann aber auch die Realität betroffen sein, daher sollte bei entsprechenden Erkrankungen von luziden Träumen abgesehen werden oder im Zweifelsfall Rat bei einem Therapeuten eingeholt werden.

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