Bedroom Visitor

Teil 2 – Oma: „Jetzt brauchst du auch keine Angst zu haben.“

Ich muss 8 oder 9 Jahre alt gewesen sein. Um das Jahr 1993/1994. Zu der Zeit habe ich ab und zu bei meiner Oma übernachtet. So auch dieses Mal.

Interessant ist, dass ich das Erlebnis lange Zeit verdrängt und vergessen hatte, bis mir Jahre später wieder einfiel, warum ich bei meiner Oma nicht mehr schlafen wollte.

Ich schlief auf der Fensterseite in ihrem alten Ehebett. Sie schlief auf der anderen Seite. Hinter ihr war die Zimmertüre. Ich lag auf dem Rücken und wurde wach. Ich bockte mich auf die Ellenbogen, um mich umzusehen.

Links neben mir sah ich das Licht der Laternen durchs Fenster reinstrahlen. Der Schlafzimmerschrank wurde zur Hälfte beleuchtet. Mein Blick wanderte nach rechts in den dunklen Teil des Raums über meine schlafende Oma. Sie lag auf der Seite mit dem Rücken zu mir und dem Gesicht Richtung Zimmertür. Mein Blick blieb bei der offenen Tür hängen.. Da standen Personen im Türrahmen. Schwarze Silhouetten. Vielleicht waren es Einbrecher?

Ich versuchte meine Oma zu wecken. Erst mit einer Hand. Keine Reaktion. Dann kniete ich mich hin und schüttelte ihre Schulter mit beiden Händen. Flüsterte ihr zu: “Oma, da sind Einbrecher!” Sie reagierte nicht.

Einer der Schatten im Türrahmen löste sich von den anderen beiden.

Er lief ins Zimmer. Ich schaute ihn an und fiel zurück auf meine Ellenbogen. Die schwarze Silhouette lief um das Bett herum und trat dabei vor den Schlafzimmerschrank, der durchs Fenster halb beleuchtet wurde.

Bedroom Visitor

 

Ich sah die hellen Beine der Person. Dann den Oberkörper. Mein Blick wanderte mit dem Lichtkegel der Straßenlaterne nach oben. Als der Kopf beleuchtet wurde, erschrak ich! Vor Schreck warf ich meinen Blick nach links in Richtung Fenster. Ich wollte die Person nicht ansehen. Sie trat nun vor das Fenster und neben meine Bettseite. Ich schaute noch weiter nach links zum Nachttischschrank. Ich wurde dazu gezwungen aus dem Bett aufzustehen. Dabei wurde ich nicht körperlich gezwungen. Wie durch eine mentale Beeinflussung stand ich aus eigener Kraft auf und rutschte von dem Bett runter, bis ich vor dem Wesen stand. Ich schaute nach unten auf dessen Füße.  Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Wesen war. Ich hatte Angst vor dem Aussehen.
Die drei Fremden gingen mit mir zum Küchenfenster an der anderen Seite der Wohnung. Zweiter Stock. Dachgeschoss. Mehr weiß ich nicht.

Beim Frühstück am nächsten Morgen gab es frische Brötchen und Eier. Wie immer bei Oma.
Mich belastete der unheimliche Traum den ich hatte.
Ich entschied mich, ihr meinen Traum zu erzählen.
Ich wollte, dass sie mir bestätigt, dass es nur ein blöder Traum war.
Stattdessen setzte sie dieses liebe, selige Lächeln auf, das meine Oma so oft hatte. Und ich erhielt die folgende Antwort:

Früher, als sie klein war (muss Ende der 1920er, Anfang 1930er gewesen sein), wurde sie von den Heinzelmännchen besucht. Da war sie so alt wie ich. Nein, ein paar Jahre älter. So um die 11. Zuerst hatte sie wahnsinnige Angst vor denen. Irgendwann sagten die ihr, dass sie keine Angst haben muss und dann hatte sie keine Angst mehr. Und jetzt würden sie zu mir kommen. Und ich müsste auch keine Angst haben.

Die Antwort war für mich der blanke Horror.
Bei meiner Oma schlafen wollte ich danach nicht mehr und habe das auch nie mehr getan.

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